aus gutem holz geschnitzt

Der Maskenmann

Zu Besuch bei Holzschnitzer Hubert Schultis in Haslach –  
dem Schöpfer der Fischerbacher Waldsteinhexenmaske.

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von der Skizze zur maske

Im kleinen Schaufenster begrüßt mich ein liebevoll geschnitztes und bemaltes Paar in Bollenhuttracht. Der Türgriff stellt ein lustig geschnitztes Männlein dar, im Aus-stellungsraum reiht sich Schnitzerei an Schnitzerei, es duftet nach Holz.  
Eine blaue Arbeitsschürzte, ein freundliches Lächeln und ein fester Händedruck. So empfängt mich Hubert Schultis in seiner kleinen feinen Holzschnitzerwerkstatt in Haslach, passend zum Trachtenpaar, in der „Schwarzwaldstraße“. Es ist eine der letzten Werkstätten dieser Art im Schwarzwald. Vorbei die Zeit, als unzählige Schnitzer für die Kuckucksuhrhersteller Einzelteile schnitzten. So wie einst Hubert Schultis Vater: „de Vadder war au scho Holzschnitzer, sei ganzes Lebe lang“. Kein Wunder also, dass dem Sohn das Schnitzen schon früh ins Blut gegangen ist. 
Das Holz wird nur von den besten Lindenbäumen, bei abnehmendem Mond im November geschlagen, denn „da isch am wenigschden Saft im Holz. Da isches am trockensten, reißt nicht“. Hinter dem Haus stapeln sich bei  Hubert Schultis die auserwählten Holzstücke, trocknen vor sich hin, Geduld ist gefragt. Dahin führt mich Herr Schultis auch, holt ein Messgerät mit zwei Sonden aus der Hosentasche, steckt diese ins Holz und liest die Feuchtigkeit ab. „Unter zwanzig Prozent muss diese sein. Vorne isches noch feuchter als innen“, will sagen, es braucht viel Erfah-rung, um das Holz endgültig zu beurteilen. „Wenns Holz noch zu nass isch, fällt die Hexennase an der Maske ab.“ Denn die wird angeklebt, sonst wäre der Verschnitt zu hoch, denn gutes Holz zu verarbeiten ist teuer. 
Meistens beginnt es mit einem Anruf eines Narrenvereines, der eine neue Maske braucht, vage Ideen im Kopf, oder „Bildle ausm Internet, von allem ä bissle“, Hubert Schultis muss lachen. Manche haben auch ein Foto der Oma dabei. „Kopiert wird nicht“ – da schickt Herr Schultis die Leute lieber woandershin. Oder wenn sie ganz gruselige Masken wollen, denn „das erschreckt doch die Kinder bei der Fasnet am Straßenrand!“ Zuerst fertigt Hubert Schultis mit Bleistift eine Skizze – nix CAD-Programm und so –zeichnet grob die Kontur auf seine exakt 12,5 cm dicke Lindenholzscheibe und klebt ein Stück für die Nase auf. „Die Augen müssen genau in der Mitte sitzen“, deshalb werden diese vorab eingezeichnet. So geht es ans Werk, das große Schnitzwerkzeug in der einen Hand, der Holzhammer in der anderen. Für die erste Grobarbeit, dann gibt’s feinere Werkzeuge und nur noch Muskelkraft, Hubert Schultis zeigt mir stolz seinen Bizeps. Schleifpapier am Schluss ist tabu, „am Holzschnitt sieht man, was einer kann“. 
„Für die Bemalung habe ich eine Malerin in Biberach. Und die Tücher und Haare macht auch jemand anderes.“ Wenn der Prototyp dann steht, freuen sich die Narrenzünfte und bestellen ihren Bedarf, „der Prototyp bleibt aber immer bei mir“ sagt Herr Schultis. So kann er Nachbestellungen jederzeit wieder korrekt ausführen. 
Für rund fünfzig Narrenzünfte schnitzt  Hubert Schultis die Masken. Touristen kaufen am liebsten das Bollenhutpaar, am besten gehen aber Krippenfiguren. Und da wächst die jüngere Zielgruppe stetig, oft steht ein Hochzeitstisch im Laden als Brautgeschenk. „Und jedes Jahr wird eine weitere Figur nachbestellt“ freut sich Herr Schultis. Nur mit der Nachfolge ist es so eine Sache. Die Kinder wollen nicht; Hoffnung bereiten die kreativen Enkel. Diesen hat er auch seine dreitausendste Maske geschnitzt – eine freundlich schauende versteht sich. 
 

Info: Holzschnitzerei Schultis 
Schwarzwaldstraße 18 (gegenüber Bahnhof), 77716 Haslach im Kinzigtal
www.holzschnitzerei-schultis.de

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