Nikolaus im 
Kinzigtal

Nikolausbräuche im Kinzigtal

Von Klausenbigger, Pelzmärtel & Co.

Wenn der Dezembernebel das Tal in ein mystisches Licht taucht und bereits das erste Lichtlein am Adventskranz brennt, bereiten sich verschiedene Nikolaus-Gruppen mit ihren Gefährten für die Hausbesuche vor. Wie seit jeher ziehen sie durch die Gassen und wollen wissen ob die Kinder brav waren oder nicht. In Steinach und in Haslach hat dieser Brauch mit verschiedenen Figuren lange Tradition und wird von Generation zu Generation weitergegeben und noch heute geliebt und gelebt.  

Lebendige Tradition in Steinach

Besuch vom Klausenbigger 

Statt einem Nikolaus in rotem Mantel besuchen in Steinach mystische Gestalten die Kinder zuhause in den warmen Stuben. Zwischen dem 3. und 5. Dezember wird es sehr geheimnisvoll im beschaulichen Steinach. Wenn sich die Dunkelheit über den Ort legt und warmes Licht durch die Fenster der Stuben auf die Straßen schimmert, dann hört man sie wieder, die Klausenbigger. Mit "Quik" und "Brr" gehen diese durch die ansonsten stillen Gassen, bei den Kindern steigt die Anspannung. Sie kommen immer zu viert: Die Doppelerscheinung des Heiligen Nikolaus in weißem Gewand, Bart und Mitra. Dem eigentlichen Klausenbigger - groß ist er, mit einem langen, vogel- oder pferdekopfähnlichen Schnabel, zwei rote Augen, Nase und Mund, sowie einer roten Mütze, wie sie Esel tragen, auf dem weißen Körper. Und natürlich der unheimliche Rubelz. Dick eingepackt in ein Schaffell, mit einer furchterregenden schwarzen Maske und einem Hasenfell über den Kopf, die Rute hält er in der Hand. Kettenrasselnd folgt er der Gruppe in die Häuser. Bis ins Mittelalter soll dieser traditionelle Brauch zurückgehen, den es so nur in Steinach gibt. 

Nachdem der heilige St. Nikolaus drinnen seinen traditionellen Spruch sagt, wird über die guten und schlechten Taten der Kinder berichtet. Spätestens jetzt ist den Kindern das Ganze nicht geheuer und die Kleineren verstecken sich hinter Mama oder Oma. Waren die Kinder brav gibt es Leckereien, anderenfalls zuckt der Rubelz die Rute, die er eigens dafür mitgebracht hat. 

 

Ich bin genannt St. Nikolaus,

der Himmel ist mein Vaterhaus.

Ich bin gekommen in dieser Nacht,

um zu sehen was ihr Kinder macht.

Äpfel, Nüsse Süßigkeiten hab' ich für die Guten,

die Bösen aber bestrafe ich mit Ruten.

Drum mögt ihr Kinder, ob groß ob klein,

recht artig und gehorsam sein,

den lieben Gott auch nicht vergessen

und ein kleines Gebet nun sprechen.

Haslacher NikoLausgruppe

Der Nikolaus und seine Weggefährten

Die Haslacher Nikolausgruppe mit St. Nikolaus, Biggeresel, Christkind, Pelzmärtel und Knecht Ruprecht zieht seit vielen Generationen von Haus zu Haus. 
Der Brauch wurde bereits beim berühmten Haslacher Schriftsteller, Heinrich Hansjakob bezeugt.   

Der Biggeresel (in Steinach Klausenbigger genannt) ist auch hier ein merkwürdiges Wesen: übermannsgroß, mit Ohren und großen Augen, mit langem Kopf, dem eines Pferdes ähnelnd, nur dass er sich eher wie ein Schnabel zuspitzt, aus dem vorn eine rote Zunge heraushängt. Eine Verwandtschaft mit dem Steinacher "Klausenbigger" ist offensichtlich. Als Schreckgestalten dienen Knecht Ruprecht und Pelzmärtel mit ihren schwarzen Gesichtern und ihren Routen. Auch hier weiß der Nikolaus bestens Bescheid, wie sich die Kinder im Laufe des Jahres benommen haben und ermahnt sie, folgsam zu sein und den Rat der Eltern anzunehmen. Zu den Geschenken gehören traditionell Weihachtsgebäck ("Brädle"), Nüsse und Äpfel. 

Besonders interessant: Früher war übrigens nicht das "Christkindle", sondern der Nikolaus der Gabenbringer in Haslach

Weihnachtsstimmung auf dem Vogtsbauernhof
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Weihnachten